Erprobung innovativer Haltungsverfahren bei Kälbern

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Erprobung innovativer Haltungsverfahren bei Kälbern

In der praktischen Kälberaufzucht auf land­wirtschaftlichen Betrieben ist das heutzu­tage gängige Haltungsverfahren in den ersten Lebenswochen die Einzelhaltung. Die Zusammenstallung in Gruppen erfolgt betriebsindividuell und ist ab der neunten Lebenswoche gesetzlich verpflichtend. Die etablierte Haltungspraxis sieht sich ver­mehrt Druck aus der Gesellschaft ausge­setzt. Am Standort Haus Riswick wird im Rahmen des Projektes InnoRind aktiv an der Optimierung der frühen Kälberhaltung geforscht.

Innovationsprojekt InnoRind

InnoRind ist ein Zusammenschluss von mehreren wissenschaftlichen Institutionen und Versuchsbetrieben aus ganz Deutsch­land, um neuartige Konzepte in der Rinderhaltung mit wissenschaftlicher Begleitung zu erproben. Das Ziel ist die Entwicklung von innovativen Stallbau- und Haltungssytemen sowie den Transfer der gewonnenen Erkenntnisse an Praxisbetriebe. Im Fokus stehen die Verbesserung des Tierwohls, die gesellschaftliche Akzeptanz und die Umweltwirkungen. Koordiniert wird das Projekt von der Christian-Albecht-Universität zu Kiel (https://www.innorind.uni-kiel.de/de/innorind-startseite).

Riswicker Kälberversuche

Am Standort Haus Riswick werden die Auswirkungen einer frühen Sozialisierung der Kälber untersucht. Hierbei werden vier verschiedene Haltungsverfahren in zwei ver­schiedenen Systemen miteinander verglichen. Im ersten System gibt es Einzel- und Dop­pelboxen in Kälberhütten, in denen die Kälber die ersten vier Lebenswochen verblei­ben. Entweder einzeln oder ab dem dritten Lebenstag im sogenannten Pairing zusam­men. Dazu werden die Einzelboxen durch das Herausziehen der Trennwände zu Kleingruppenboxen. Das andere System besteht aus überdachten Einzel- und Kleingruppeniglus. Entweder verbleiben die Kälber wie in den Einzelboxen vier Wochen im Einzeliglu oder sie ziehen nach der ersten Lebenswoche zu viert in ein Kleingruppeniglu (s. Tabelle 1).   Während der Erhebungszeit werden die Leistungs- und Gesundheitsdaten der Tiere erfasst. Außerdem werden in der ersten Haltungsphase und zur Umstallung in eine Großgruppe mit Tränkeautomat den Tieren Speichelpro­ben entnommen, um mithilfe des Cortisolgehaltes Rückschlüsse auf die entwickelte Stresstoleranz der Kälber in den ver­schiedenen Haltungsvarianten zu schlie­ßen.

Tabelle 1: Haltung der vier Versuchsvarianten im Erhebungszeitraum

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In allen Versuchsvarianten bekommen die Kälber ein identisches Tränkeregime. Mit 70 Lebenstagen werden die Tiere abgetränkt. Bis zum Abtränken konsumieren die Kälber eine Sollmenge von ca. 65 kg Milchaustauscher.

Ziele

Aus den Kälberversuchen sollen für die Praxis konkrete Handlungsempfehlungen abgeleitet werden. Folgende Fragestellungen stehen im Fokus:

  • Welche Effekte hat eine frühe Sozialisierung mit Artgenossen auf Tiergesundheit, Wachstumsleistung und Tierwohl?
  • Was ist der optimale Umstallzeitpunkt für Kälber?
  • Welche Kosten sind mit den verschiedenen Lösungen verbunden?

Die konkrete Planung und Durchführung der Versuche in Haus Riswick haben im Frühjahr 2023 begonnen und die Auswertung der Daten und der Transfer der Ergeb­nisse an die Öffentlichkeit soll nach aktuellem Stand mit Ende des Projekts im Juli 2025 abgeschlossen sein.